Willkommen im Berlin der Zukunft – Smart City besser gemacht

Antragsteller: FDP OV Hackescher Markt

Jörn Biernoth

Die Freien Demokraten wollen die Hauptstadt Berlin bis zum Jahr 2035 zur smarten und CO2-neutralen Stadt machen. Es soll nur noch so viel Treibhausgas ausgestoßen werden, wie die Stadt binden kann. Mittels Digitalisierung wollen wir Berlin damit zum Maßstab einer Smart City in Deutschland und Europa machen. Zudem soll durch intelligente Lösungen das Leben der Berliner Bürger vereinfacht und verbessert werden. 

LoRaWAN – die intelligente Vernetzung der Stadt

Für eine funktionierende Smart City benötigt es eine flächendeckende LoRaWAN-Infrastruktur. Die Long Range Wide Area Network-Technologie ist ein Netzwerkprotokoll für Funkübertragungen, das für die Kommunikation im „Internet der Dinge“ entwickelt wurde. LoRaWAN benötigt nur sehr wenig Energie, da nur sehr geringe Datenmengen übertragen werden. Dafür kann eine LoRaWAN-Antenne jedoch Daten über Entfernungen von bis zu 20 Kilometern empfangen. Über LoRaWAN lässt sich der Straßen- und Schienenverkehr regeln, die Vernetzung der Ämter und stadtzansässiger Unternehmen schaffen. Die lückenhafte, uneinheitliche städtische Datenkommunikation wird so durch ein leistungsstarkes, flächendeckendes System ersetzt.

Digital-Plattform zur Stadtentwicklung

Als Teil der Strategie zur Stadtentwicklung soll eine digitale Plattform den Betrieb aufnehmen, die es allen Beteiligten erlaubt, anonymisierte Daten in großem Umfang auszutauschen, um so nicht länger Datensilos zu erzeugen, die abgeschottete Datensätze ohne Vergleichbarkeit enthalten. Zum Anreiz privater Unternehmen, selbst Daten zu erheben, soll der Zugriff auf den Daten-Marktplatz per Abo beschränkt werden. Öffentliche Daten von Behörden sollen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Bündelung digitale Dienste für die Bürger

Die Digitalisierung der Verwaltung ein wichtiger Bestandteil einer Smart City. Auf dem Weg zum digitalen Zukunftskiez fordern wir eine einheitliche Multifunktions-App, die städtische Dienste vom Passantrag bis zum Bewohnerparkausweis vereinen und den Alltag der Bürger erleichtern soll. Nach einer einmaligen Registrierung sollen Bürger über die App nicht nur Zugriff auf allerlei Services der Stadtverwaltung erhalten, sondern auch Tickets für den Nahverkehr oder Kultureinrichtungen kaufen können.

Bildung in der digitalen Stadt

Die digitale Stadt bildet digitale Köpfe aus. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Berliner Bildung schlecht für die Zukunft aufgestellt ist. Schülerinnen und Schüler sollen digitale Kompetenzen in den Smart Schools der Stadt erlernen. Lerninhalte sollen zuverlässig und praktikabel voll digitalisiert und jederzeit von überall abrufbar sein, um Lernausfall zu minimieren.

Digitalisierung des städtischen Gesundheitswesens

Zu den großen Herausforderungen des deutschen Gesundheitswesens zählen der demografische Wandel und die Kostenexplosion. Die Digitalisierung kann dazu beitragen, diesen Herausforderungen zu begegnen. Der stete Zielkonflikt zwischen exzellenter Medizin und Kostenbeherrschung kann mithilfe digitaler Innovationen spürbar abgemildert werden. Eine für Ärzte und Pflegepersonal Anwender-orientierte und -freundliche Vereinheitlichung der Krankenhausinformationssysteme bei Reduktion des Verwaltungsaufwandes ist anzustreben. Außerdem steigert die Vergleichbarmachung von anonymisierten Datensätzen aus der Krankenversorgung die Behandlungseffektivität und mindert außerdem Kosten. Die Digitalisierung leistet somit einen entscheidenden Beitrag für die Sicherstellung einer hochwertigen, bezahlbaren medizinischen Versorgung für alle.

Bedarfsorientierte Müllentsorgung

Mülltonnen und öffentliche Papierkörbe sollen mit digitalen Füllstandssensoren ausgestattet werden, die automatisch via LoRaWAN eine Bedarfsmeldung zur Leerung verschicken. Die Müllabfuhr kann aus den gemeldeten Abfuhren entsprechende Touren für den Müllwagen zusammenstellen, sodass nur notwendige Leerungen und Fahrten gemacht werden. 

Sensorische Überprüfung des Zustandes der Abwassersysteme

Kläranlagen und Abwassersysteme sollen durch Digitalisierung und Förderung technischer Innovationen effizienter werden. Sensorische Überprüfungen können dabei helfen, Sanierungsbedarfe frühzeitig zu erfassen und Reparaturen besser zu planen, Havarien zuvorzukommen und die Leistungsfähigkeit insgesamt effizienter zu gestalten.

Echtzeitkontrolle der Wasserqualität

Vernetzung digitaler Echtzeitkontrollen der Wasserqualität an zentralen und peripheren Systemknotenpunkten sollen in einer wachsenden Stadt die Qualität des Trinkwassers gewährleisten. Die Einhaltung des Nitratgrenzwertes im Trinkwasser, Grenzwertüberschreitungen beim Parameter Blei oder die Keimkontamination werden erfasst, um Gesundheitsrisiken fest- und abzustellen.

Digitale Verkehrsleitsysteme zur CO2-Emissionsreduzierung und optimierter Verkehrslenkung

Durch den gezielten Einsatz der Verkehrstelematik lassen sich die vorhandenen Verkehrswege besser nutzen. So kann dem Kraftfahrer rechtzeitig und aktuell bekannt gegeben werden, was ihn auf seiner gewählten Route erwartet und wie er etwaige Engpässe und Problemstellen umgehen kann. Verkehrsmeldungen im Rundfunk sind dazu in der Regel nur eingeschränkt in der Lage, da er meist nur jede halbe Stunde berichtet und manche Staus, die er ansagt, zwischenzeitlich nicht mehr vorhanden sind oder der Fahrer nicht mehr die Möglichkeit hat, eine andere Strecke zu wählen. Durch den Einsatz von Digitalen Verkehrsleitsystemen kann dieses Problem behoben werden und trägt gleichzeitig zur CO2-Emissionsreduzierung in verkehrskritischen Bereichen bei.

Echtzeitkontrolle der CO2-Emissionen

Echtzeitkontrolle der CO2-Emissionen innerhalb der Stadt soll die Luftreinheit verbessern. Durch Erhebung von Echtzeitdaten können Verkehrsleitsysteme zur CO2-Emissionsreduzierung effektiv arbeiten. Des Weiteren helfen Echtzeitkontrollen, zukünftige Infrastrukturprojekte effektiver zu planen.

Zentrale Standorte für Lieferservices

Im Bereich der innerstädtischen Zustellungsdienstleistungen aller Art sollen vermehrt Lagerungsknotenpunkte geschaffen werden. Diese dienen als Umschlagplätze und Abholstationen. Batterieelektrische Kleinlieferfahrzeuge, Fahradkurriere sowie Einzelempfänger können dort zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Sendungen über die  letzte Etappe zur Auslieferung bringen  bzw. individuell abholen. So wird das Lieferantenaufkommen im dicht besiedelten Innenstadtbereich deutlich reduziert und gleichzeitig die CO2-Emissionsreduzierung vorangetrieben.

Titandioxid-versetzte Baustoffe zur Schadstoffreduzierung

Titandioxid als Katalysator bei der Photokatalyse ist in der Lage, das gesundheitsgefährdende Abgas NOx in Nitrat umzuwandeln, somit NOx aus der Luft zu entfernen und so ein schnell wirksames Aktionsprogramm zur Schadstoffreduktion der Berliner Luft. Mit dem Bestandteil Titandioxid versetzte Pflaster und Asphalte sollen in Berlin in verkehrlich hochbelasteten und besonnten Bereichen der Innenstadt bei Umplanungen oder grundhaften Erneuerungen daher Berücksichtigung finden. 

Weiterausbau der Ladeinfrastruktur

Die Anzahl der hybrid- bzw. reinelektrisch betriebenen Fahrzeuge ist berlinweit weiter wachsend. Die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte hingegen kommt dem Wachstum innerhalb der Stadt jedoch nicht nach. Hier hat Berlin noch großen Nachholbedarf. Für einen erfolgreichen Markthochlauf der E-Mobilität ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur die wichtigste Voraussetzung. Die Attraktivität von Elektrofahrzeugen innerhalb der Stadt  hängt dabei vor allem von der Einfachheit der Nutzung ab. Die Anzahl der Ladepunkte in Berlin muss erhöht werden, wobei vor allem Schnellladesäulen im öffentlichen Raum ausgebaut werden müssen.

Energieeffiziente Straßenlampen

Für mehr Energieeffizienz, Sicherheit und Mobilität sollen in der gesamten Stadt Straßenlampen zum Einsatz kommen, die sich automatisch erhellen, wenn sich ein Fahrzeug oder eine Person nähert. Auf diese Weise kann Energie gespart und die Lichtverschmutzung in der Stadt reduziert werden.

Digitale Echtzeiterfassung des Öffentlichen Nahverkehrs

Mithilfe einer digitalen Echtzeiterfassung des öffentlichen Nahverkehrs sollen via LoRaWAN Prozessabläufe optimiert und gleichzeitig die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung gefördert werden. Mithilfe der kontinuierlich erfassten Daten kann der Fahrgast zum Beispiel auf den ersten Blick auf der Multifunktions-App in Echtzeit erkennen, wo sich der nächste Stadtbus gerade befindet und wann dieser an der Haltestelle eintrifft.

Attraktivierung Radverkehr

Auch die Attraktivierung des Radverkehrs kann wesentlich zur Steigerung des Anteils des Radverkehrs am Modal Split beitragen: Schnell und einfach zugängliche Radmietstationen an zentralen Punkten, sichere und trockene Abstellanlagen sowie die Erhöhung der Verkehrssicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer sollen den Radverkehr in Berlin stärken. Zentrale Fahrradparkhäuser sollen an allen größeren Bahnhöfen entstehen. 

Kataster für Fassadenbegrünung

Gerade in dicht bebauten Wohn-, Industrie- und Geschäftsvierteln in Berlin bleibt oftmals nicht viel Platz für natürliches Grün. Unbelebte und triste Fassaden prägen vielerorts das Stadtbild. Auch wenn nur wenig Platz für Pflanzen vorhanden ist, muss auf grüne Natur am Bau nicht grundsätzlich verzichtet werden: Die vertikalen Flächen an Gebäuden lassen sich mit einer modernen und zeitgemäßen Fassadenbegrünung in lebendige grüne Wände verwandeln. Diese sieht nicht nur gut aus, mit einer gelungenen begrünten Fassade lässt sich auch die architektonische Wirkung eines Bauwerkes positiv unterstreichen und das Haus erhält eine ganz eigene Identität. Eine Fassadenbegrünung dient langfristig betrachtet der Stadtteilentwicklung, Stichwort “Schwammstadt”. Darüber hinaus schützt eine begrünte Fassade das Gebäude und verbessert das Wohnklima. Die vertikale Gestaltung von Gebäudeoberflächen erfordert eine umfassende und vorausschauende Planung, damit der nachhaltige Nutzen der Fassadenbegrünung auch für kommende Generationen gesichert ist. Daher wird in Berlin dringend ein Kataster für die Fassadenbegrünung benötigt.

Optimierung des Energieverbrauches von Gebäuden

Um Smart City zur CO2-neutralen Stadt machen, ist es wichtig, den Ressourcenverbrauch (Strom, Wärme, Wasser) von Gebäuden effizient zu gestalten. Ein zweckmäßiges Verbrauchsmonitoring ermöglicht es dem Betreiber, seine Kosten zu reduzieren und der Stadtgesellschaft, CO2 einzusparen. Dieses soll unter anderem dazu beitragen, dass etwaiger Optimierungsbedarf schnellstmöglich vom Betreiber erkannt wird, lokale Potenziale bestmöglich ausgeschöpft und unnötige Verbräuche vermieden werden.

Nutzung von natürlichen Ressourcen für klimaneutrale Energieerzeugung

Die Nutzung von natürlichen Ressourcen für klimaneutrale Energieerzeugung ist essentiell für das Ziel einer Smart City CO2-neutralen Stadt. Daher sollte bei der Planung der Gebäude die Nutzung von Photovoltaik sowie die Ausrichtung der Gebäude zur optimierten Nutzung von aktiven und passiven solaren Einträgen berücksichtigt werden.

Flächenpotenziale von Spree und Berliner Seen für Floating PV-Anlage nutzen

Floating Photovoltaik (PV) eröffnet der Solartechnik in Berlin vollkommen neue Flächen. Zuvor wurden die Anlagen primär auf Dächern installiert. Meist handelt es sich dabei um private Flächen. Größere Anlagen werden dagegen eher selten in der Stadt installiert. Die Flächen an Land innerhalb Berlins sind für die Photovoltaik also begrenzt und schränken die Möglichkeiten des Ausbaus und der Energiewende ein. Wasserflächen hingegen sind zurzeit oft noch ungenutzte Flächen.

Begründung:

Berlin braucht eine Vision einer Stadt der Zukunft, fortschrittlich Digital und lebenswert für die Berliner und Berlinerinnen. Weg vom Flickenteppichen und ausufernden Verboten, hin zu smarten Lösungen. Dabei können wir Freie Demokraten Vorreiter sein, indem wir smarte Ideen mit Klimaschutz verbinden und einen Kontrast zu bestehenden ideologischen Fantasien innerhalb der Stadt ersinnen. Machen wir Berlin zur Vorzeige-Weltmetropole, die sie sein sollte!